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Chancen und Herausforderungen

Wohnungsnahe Grünflächen - bislang wenig beachtet!

Bislang spiel(t)en wohnungsnahe Grünflächen eine untergeordnete Rolle. Sie bieten weder einen hohen Erholungswert noch stellen sie eine große finanzielle Belastung dar – weder für Mieterinnen und Mieter noch für Vermieterinnen und Vermieter. Sie sind einfach "grün" und werden von den Anwohnerinnen und Anwohnern wenig bis gar nicht genutzt. Und das, obwohl dieses „Abstandsgrün“ oft Hunderte Quadratmeter umfasst. Die Pflege- und Instandhaltungskosten dieser naturarmen Grünflächen werden im Rahmen einer Pauschale oft gemeinsam mit Hausmeister- und Schneebeseitigungsdiensten abgerechnet. Nur wenige Vorstände bzw. Betreiber von Wohnanlagen können überhaupt die Ausgaben für "Grünpflege" beziffern.

Dabei mögen die meisten Menschen Gärten – ob mit exotischen Ziergewächsen oder heimischen Pflanzen. Gärten werden als Wohlfühlzonen geschätzt und sind Orte, an denen man auftanken kann.

Was die Bewohnerinnen und Bewohner der meisten Wohnblocks jedoch vorfinden, ist sogenanntes Abstandsgrün – eintöniger Rasen, der zwischen zwei Mieteinheiten liegt, mit einigen immergrünen Sträuchern wie Kirschlorbeer oder Mahonie und wenigen heimischen Sträucher dazwischen. Abstandsgrün inspiriert bislang offenbar weder Wohnungsbauunternehmen noch Gartendienstleistende, mehr daraus zu machen. Und die Mieterinnen und Mieter werden nicht inspiriert, diese Flächen zu nutzen.

Rechnet man diese Grünflächen deutschlandweit alle zusammen, ergibt sich die enorme Fläche von ca. 680.000 ha (Destatis, UBA). Unser Modellvorhaben möchte das riesige Potential dieser unbeachteten Freiflächen heben.  

Typisches Erscheinungsbild der Grünflächen im Wohnungsbau – hier fehlen Strukturen für Pflanzen und Tiere (Foto: Peter Müller)

Chancen und Vorteile naturnaher Wohnquartiere

Kinder brauchen Natur-erfahrungen (Foto: smblake)

Im Vergleich zu versiegelten Flächen oder Rasenflächen reduziert die Filterfunktion eines dichteren und höheren Pflanzenbewuchses CO2-Emissionen, bindet Schadstoffe und fördert die Reinhaltung der Luft. Die Entsiegelung von Flächen (z. B. in Innenhöfen) schafft dagegen – gerade in wärmeren Sommern – ein gutes Mikroklima.

Die konkrete Vorteile für die Wohnungsbauunternehmen: Sie können ihr Unternehmensprofil erweitern und ihr Ansehen gegenüber den Mieterinnen und Mietern steigern. Vielfalt statt Langeweile, Mitmachen beim Artenretten, Schaffen von Ruheoasen, schattigen Plätzen und Treffpunkten!

Weil Mietwohnungen bundesweit gleichmäßig und in großer Anzahl verteilt sind, bieten sich durch unser Projekt vielfältige Chancen, das Thema "biologische Vielfalt" in weite Teile der Bevölkerung zu transportieren.

Herausforderungen

Naturferne Grünflächen sollen im Rahmen unseres Verbundprojekts nicht nur ökologisch aufgewertet werden, sondern v. a. auch eine breite Akzeptanz von Vorständen, Mieterinnen und Mietern sowie Gartendienstleistenden erreichen. Geeignete Kommunikationsmaßnahmen sollen diese Akzeptanz in beiden Teilprojekten aktiv fördern.

Die Herausforderungen bestehen vorwiegend darin,

  • Vorstände zu überzeugen, auf ihren Flächen eine grundlegend andere Philosophie des Gärtnerns inkl. Pflege umzusetzen;
  • Mieterinnen und Mieter vom naturnahen Erscheinungsbild der neu angelegten Flächen zu begeistern und sie dazu zu motivieren, die naturnah umgestalteten Flächen zu nutzen;
  • Mieterinnen und Mieter während der Umbaumaßnahmen durch positive Kommunikation so zu begleiten, dass sie geduldig auf das Aufblühen der Naturflächen warten (Ungeduld ist die bislang größte Herausforderung, denn Menschen sind es gewohnt, dass Gartendienstleistende blühende Pflanzen in die Erde setzen anstatt Samen oder kleine Pflänzchen, die sich erst über Monate entwickeln);
  • Gartendienstleistende, die bisher die Flächen naturfern erhalten haben, von den naturnahen Pflanz- und Pflegekonzepten zu überzeugen (nur Teilprojekt Berlin);
  • Gartendienstleistende zu motivieren, unsere Gartenseminare zu besuchen und das neue Wissen (gerne) anzuwenden (nur Teilprojekt Berlin).
Pflegeworkshops für Gartendienstleistende
Planung mit Projektbeteiligten (Foto: Dominik Jentzsch)

Um naturnahe Flächen erfolgreich zu etablieren, ist die richtige Pflege durch die verantwortlichen Gartendienst-leistenden entscheidend. Hier muss ein Umdenken in der konventionellen, eher naturfernen Praxis geschehen. Eine Chance bietet sich in der Kostenextensivierung der Pflege-maßnahmen: Wenn Rasenflächen weniger gemäht werden, sinken auch die Kosten. Die gegenwärtigen Mäharbeiten sind dabei von mehrfacher Mahd auf 1- bis 2-malige Arbeitseinsätze zu reduzieren. Als übergeordnete Ziele sollen bei praxisorientierten Workshops außerdem die Weiterverwendung von Grünschnitt und die Themen Laubfall, Totholz, der Verzicht auf mineralische Dünger, Pflanzenschutzmittel und Torf vermittelt werden.

Bewohnerakzeptanz & Umweltbildung
Beteiligung der Mieterinnen und Mieter (Foto: Dominik Jentzsch)

Um die Maßnahmen durchführen zu können, ist es wichtig, dass Vorstände, die Mieterinnen und Mieter sowie auch die Gartendienstleistenden die ökologischen Umbaumaß-nahmen mindestens akzeptieren. Ziel ist, dass alle Beteiligten das Projekt wertschätzen. Eine zentrale Heraus-forderung sehen die Projektverantwortlichen darin, Lebens-räume und Nahrungsangebote für Pflanzen und Tiere zu schaffen und in Einklang mit den Nutzungsansprüchen der Mieterinnen und Mieter zu bringen.

 

Die Mieterinnen und Mieter für das Thema "biologische Vielfalt" zu sensibilisieren, ist deshalb wichtiger Bestandteil der Projektarbeit. Die beiden Teilprojekte haben hier unterschiedliche Schwerpunkte.